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Hoforgelbauer G.T. Kloß

 

Der Orgelbauer Georg Theodor Kloß (Kloss, Klose)

 

Über das Leben und Werk des Orgelbauers Kloß ist bisher kaum etwas bekannt. Die wenigen nachweisbaren Stationen seiner Tätigkeit befanden sich im damaligen Herzogtum Sachsen-Weißenfels. In den meisten Quellen wird er auch als Weißenfelser Hoforgelbauer bezeichnet. So war Kloß offensichtlich mehr mit der Begutachtung und der Reparatur von Orgeln anderer Meister als mit dem Neubau von Orgelwerken befasst. [1]

 

Die Chronologie der mit dem Namen Georg Theodor Kloß in Verbindung gebrachten Orgelwerke lässt vermuten, dass er Ende des 17. Jahrhunderts geboren wurde.

 

Im Inventarverzeichnis der Orgeln in Sachsen ist dieser Orgelbauer mit einem Orgelneubau des Jahres 1714 für die Apostelkirche in Großzschocher, heute Ortsteil von Leipzig, verzeichnet. In der Ortschronik von Schellsitz, einem Ortsteil von Naumburg, ist zu lesen, dass der Schulmeistersohn Georg Theodor Kloß die Orgel der Kirche 1723 überholt hatte. [2]

 

Im Jahr 1726/27 beauftragte man den Orgelbauer Kloß aus Weißenfels mit einem Neubau in der Nikolaikirche in Jüterbog. [3] Dieser kostete 1495 Taler, 7 Groschen und 4 Pfennige [Archiv Bergelt / Behrens]. Den Prospekt versah der Potsdamer Bildhauer Johann Christian Angermann mit reichem Schnitzwerk [PfA Jüterbog, Orgelbau-Akte A.6., Acta specialia]. [4] Bereits im Jahre 1739 wurde diese Orgel durch einen Neubau von Joachim Wagner ersetzt. In einer Dokumentation über die Evangelische Stadtkirche St. Nikolai heißt es dazu: Weil das Werk „dermaaßen schlecht … ausgeführet worden, daß dieses beim Gottesdienst… großentheils… gar nicht gebraucht werden könne…“ waren die Jüterboger „aus Noth gezwungen zum Bau eines andern und tüchtigen … Orgelwercks“.3 Das Gehäuse der Orgel ist trotz mehrerer Orgelneubauten – letztmalig im Jahr 1908 durch Wilhelm Rühlmann – bis heute erhalten geblieben. [5]

 

Er bewarb sich dann am 19. November 1728 mit dieser erfolgten Orgeleinrichtung in Jüterbog beim Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels um die Bestallung als Hoforgelbauer. Danach erhielt er vom Herzog die Bestallung und Privilegien, Orgeln zu bauen und zu reparieren mit allen weiteren Verpflichtungen seiner Tätigkeit. [6]

 

In den Jahren 1731 – 1734/35 erfolgten Überholungsarbeiten an den Orgelwerken des Merseburger Doms und der Kirche St. Wenzel zu Naumburg. In der Literatur fanden sich in diesem Zusammenhang auch Hinweise auf eine Gutachtertätigkeit des Orgelbauers Kloß. Die bereits Anfang der neunziger Jahre des 17. Jahrhundert von Zacharias Thayßner umgebaute Naumburger Orgel bewährte sich in der folgenden Zeit nicht. „HofforgelMeister zu Weißenfels“, George Theodorus Kloß, stellte an ihre mehrere Mängel fest, vor allem ein immerwährendes Heulen, dem  „dass gantze Werck … unterworffen“ war. [7]

 

Als sich der Förderverein Barockorgel Langenbogen e. V. im Jahr 2001 das Ziel setzte, die Orgel der Dorfkirche St. Magdalenen wieder spielbar machen zu lassen, waren Baujahr und Erbauer dieses Kleinods barocker Baukunst noch nicht bekannt. Erst eine bei den Restaurierungsarbeiten in der Windlade gefundene Inschrift gab den entscheidenden Hinweis. Es heißt dort:

 

„Diese Orgel ist von mir, Unterschreibendem, im Jahr Christi 1735 auf der hiesigen Gemeinde freiwilligermaßen gefertigt und aufgeführt. Soviel habe den Nachfolgern hinterlassen wollen. George Theodorus Kloße, Hoforgelbauer in Weißenfels“. [siehe Bild].

 

Somit konnte nachgewiesen werden, dass die Orgel von Kloß gefertigt worden war. Da das Instrument jedoch erst im Jahr 1826 durch den Orgelbaumeister Johann Gottfried Kurtze aus Halle an die Gemeinde Langenbogen verkauft und auch selbst eingebaut wurde [8], bleibt weiterhin ungeklärt, wo das Orgelwerk ursprünglich gestanden hat.

 

Inschrift von Kloß

 

Am 4. Januar 1736 erhielt der Orgelbauer Kloß den Auftrag zur Reparatur [9] der Orgel in Dehlitz bei Weißenfels. Leider ist diese beim Abbruch des Kirchenschiffs und des Turmes der Dorfkirche 1972 verloren gegangen.

 

1734 baute Georg Theodor Kloß eine Orgel in Obernessa. [10] Eine Orgel mit mechanischer Traktur für die Evangelische Dorfkirche in Beetzendorf fertigte er 1738. Diese wurde nach wenigen Jahren durch einen weiteren Neubau ersetzt. Hierzu wurde ein entsprechender Vertrag bereits im November 1737 mit dem Orgelbauer Johann Jacob Nicolaus Gansen II aus Salzwedel geschlossen.[11] In das heute noch vorhandene schöne Barockgehäuse über dem Altar wurde 1990 von der Firma Schuke Orgelbau Potsdam eine neue Orgel mit 14 klingenden Registern erbaut.

 

Die Orgel der Stadtkirche Frohburg bei Geithain wurde durch Kloß im Jahr 1739 repariert. [12] Um 1747 soll er dann in Pörsten gearbeitet haben. [13] Als Weißenfelser Orgelbauer soll Kloß 1760 die Orgel in Altranstädt, einem Ortsteil von Großlehna, gebaut haben. [14]

 

Weitere Daten über das Leben und Schaffen des weitgehend unbekannten Meisters barocker Orgelbaukunst konnten bisher nicht ermittelt werden.

 

Prof. Dr. Hans-Jürgen Kaftan

 

Quellenverzeichnis

[1] Pape, U.; Hackel, W. [Hrsg.]: Lexikon norddeutscher Orgelbauer Band 3, Sachsen-Anhalt und Umgebung. Berlin, 2015

[2] Webseite der Stadt Naumburg,  https://www.naumburg.de/de/schellsitz.html, gelesen am 14.2.2021

[3] Nikolaikirche Jüterbog; Verlag Schnell & Steiner Regensburg, 1995, Seite 16

[4] Pape, U.: Orgeldatenbank Berlin (eingestellt April 2016), Auszug vom 11.03.2004

[5] Pape, U.: Historische Orgeln in Brandenburg und Berlin. Pape-Verlag, Berlin, 2004

[6] Bestallungsakten der Weißenfelser Hoforgelbauer. In: Privilegien der Orgelbauer. Landesarchiv Sachsen-Anhalt, A 30c II Anhang, Nr. 1903)

[7] Dähnert, U.: Der Orgel- und Instrumentenbauer Zacharias Hildebrandt. Breitkopf & Härtel Musikverlag, Leipzig, 1962, Seite 73-74

[8] Kaufkontrakt vom 1. Oktober 1826 über eine Orgel für die neu erbaute Kirche in Langenbogen. In: Baue und Reparaturen an den geistlichen Gebäuden zu Langenbogen. Landesarchiv Sachsen-Anhalt, C 48 IIa, Nr. 2812, Bd. I, Blatt 158 – 161

[9] Erbauung einer neuen Orgel zu Dehlitz. In: Landesarchiv Sachsen-Anhalt, H 53, Nr. 1825

[10] Heydenreich, G. H.: Kirchen- und Schul-Chronik der Stadt und Ephorie Weißenfels seit 1839. Weißenfels, 1840, S. 291

[11] wie Anmerkung 4

[12] Dähnert, U.: Historische Orgeln in Sachsen: ein Orgelinventar. Leipzig, 1980, Seite 120

[13] wie Anmerkung 1

[14] wie Anmerkung 4

 

pdf dokument  Biografische Angaben zu Georg Theodor Kloß