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Orgel

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Die Langenbogener Barockorgel


Kaum bekannt ist, dass die relativ schmucklose evangelische Dorfkirche St. Magdalenen von Langenbogen ein wertvolles Kleinod der barocken Orgelbaukunst beherbergt.


Das Kirchenschiff der evangelischen St.- Magdalenenkirche wurde im Jahre 1826 erbaut und am 1.12.1826 feierlich eingeweiht.

 

Am gleichen Standort befand sich vorher eine "im gotischen Stil erbaute Kirche" (Text der im Turmknopf gefundenen Kirchenchronik), die wegen Baufälligkeit um 1800 eingestürzt war.


Die kleine barocke Orgel wurde 1826 in die "neue Kirche" eingebaut, ein selbständiges Pedal wird an das ursprünglich pedallose Barockpositiv angebaut. 1827 erscheint sie erstmals in einem Inventarverzeichnis: "Ein Orgelwerk mit neun Registern".


Der Name des Orgelbauers ist bisher noch nicht bekannt. Fachleute nehmen an, dass das zierliche Instrument, von dem große Teile der Originalsubstanz bis heute erhalten sind, um 1735 gebaut wurde. Für diese Bauzeit sprechen der Tonumfang, die in der Barockzeit übliche Tonhöhe, die barocktypische Disposition und die barocke Bauform.


Alle befragten Orgelkenner sind sich einig: die Langenbogener Orgel ist ein seltenes und besonders wertvolles Instrument, dessen alter Klangcharakter sich trotz der vermutlich wechselvollen Geschichte gut erhalten hat.


Wahrscheinlich wurde sie als gebrauchtes Instrument gekauft. Doch wo stand sie vorher? Es kann erwartet werden, dass wir darauf eine Antwort erhalten, wenn die Orgelbauer bei der angestrebten Restaurierung auf durchaus übliche schriftliche Zeugnisse der Erbauer im Inneren der Orgel stoßen. Auf eine "noble Herkunft", vielleicht aus einer Schlosskirche, deutet der Spielschrank.

Das Spielschrankgehäuse ist innen mit marmorierter Tapete ausgekleidet. Die gedrechselten Registerzüge haben eingelassene Beschriftungen von Goldschrift auf rotem Leder. Die barocke Manualklaviatur besitzt Obertasten mit Elfenbein- und Ebenholzbelegungen.


Standort der Orgel ist die Westempore der damals noch turmlosen Patronatskirche der königlich-preußischen Domäne Langenbogen. Einen Turm erhält die Kirche erst 1875 in neoromanischer Gestaltung. Der lichte Inneneindruck der Kirche mit Balkendecke und den Emporen an West- und Nordseite wird wesentlich durch ihre großen Fenster mit der klassizistischen Fenstergliederung bestimmt. Auf den Kirchenbänken können etwa 150 Besucher Platz finden.

Mit großen finanziellen Anstrengungen der Kirchengemeinde und mit Hilfe von Fördergeldern konnte 1995 das Dach von Kirchenschiff und Turm neu gedeckt werden. Eine Erneuerung der hölzernen Schallluken im Glockenbereich des Turmes erfolgte im Jahre 2001.Dringlicher Sanierungsbedarf besteht weiterhin für Fenster, Uhr und Außenmauerwerk.

 

 

Der heutige Zustand der Orgel

Instandsetzungsarbeiten an der Orgel wurden zuletzt im Jahre 1949 vorgenommen. Das innere Werk ist stark verschmutzt. Alle mechanischen Teile sind durch den langen Gebrauch stark ausgespielt. Viele Pfeifen sprechen nicht mehr richtig an.

 

Die Belederungen der zwei Keilbälge sind brüchig und undicht. Manualklaviatur und Registerzüge sind stark abgegriffen. Im 1.Weltkrieg wurden die aus einer Zinnlegierung bestehenden Prospektpfeifen für Rüstungszwecke ausgebaut und durch Provisorien aus Zinkblech ersetzt. Starker Holzwurmbefall verursachte Schäden an den hölzernen Windladen und den hölzernen Orgelpfeifen, die beim Spielen der Orgel nicht zu überhören sind.

 

Eine in den 60ziger Jahren durchgeführte Holzschutzbehandlung mit dem hochgiftigen DDT-haltigen Hylotox konnte den Befall zwar stoppen, stellt aber nach heutigen Maßstäben eine akute Gefährdung dar.

 

Leckstellen des Kirchendaches führten über Jahrzehnte zu Wasserschäden an allen hölzernen Elementen. So sind auch die barocken Schnitzereien am Orgelprospekt in desolatem Zustand. Das um 1950 eingebaute Gebläse wird von einem sehr lauten Elektromotor angetrieben, der dringend zu ersetzen ist.

[Auszug aus der Informationsbroschüre des Vereins - aktualisiert 31.05.2004]